Beitragvon Couchhosterin » 31.12.2014 - 15:17
Nachdem ich nun sechs Couchsurfer als Host in Berlin aufgenommen habe möchte ich hier eine negative Bilanz ziehen.
Der erste war ein arabischer Student, der in Berlin für eine Nacht irgendwo schlafen musste. Er war sehr höflich und hilfsbereit. Die Erfahrung war positiv. Später nachdem ich nicht mehr sein Host war hatten wir was und danach war es schwierig. Das hatte aber nichts mit Couchsurfing zu tun.
Der zweite war ein russischer Student. Das war auch eine positive Erfahrung, weil es von der Kommunikation und dem alltäglichen Miteinander gut geklappt hat. Die interessanten Gespräche habe ich als er dann wieder weg war sehr vermisst. Aber wir haben noch heute Kontakt.
Danach hatte ich nochmal einen Russen. Hier gab es eine Sprachbarriere, die so nicht aus seinem Profil heraus erkennbar war. Es war so, dass ich quasi nur eine Art gratis Wohnmöglichkeit darstellte. Es gab kaum Gesprächsstoff oder Gemeinsamkeiten. Er war höflich. Ich war froh als er weg war.
Dann hatte ich das erste Mal einen Deutschen. Zuerst war es mit ihm in Ordnung. So auf den ersten Blick jedenfals. Dann fiel mir auf, dass er ein ziemliches Chaos in seinem Schlafzimmer verursacht hat. Es folgten wenig später Annäherungsversuche, die ich nicht erwiderte. Dann fing er an mir seine "schwierige Kindheit" zu referieren. Ich erinnere mich noch daran, dass wir ein schönes Abendbrott hatten. Dann musste ich irgendwas in der Küche machen. Leider erlebte ich dann wieder sehr heftige Annäherungsversuche, die gewaltätig endeten. Ich konnte mich mit etwas Glück und unbeschadet aus der Situation retten. Dann habe ich ihn gebeten sofort zu gehen.
Irgendwann hatte ich dann nochmal einen Versuch gestartet mit einem Couchsurfer aus Neuseeland. Er kam mir vor wie obdachlos. Er war sehr ungepflegt. Ich wusste nicht, dass ich ihn nicht hätte aufnehmen müssen, trotz Zusage. Und habe versucht die Sache durchzuziehen trotz der negativen Erfahrung zuvor, hatte ich wohl den Tunnelblick es "gut" machen zu wollen und meinem Gegenüber auch eine faire Chance zu geben genauso wie mir. Bei CS geht es letztlich bestimmt ja auch um Weltoffenheit. Jedenfalls habe ich ihn nach 2 Tagen gebeten dann doch bitte wieder abzureisen, weil auch hier die Kommunikatin nicht 1a gewesen ist, die Bereitschaft sich auf den anderen einzulassen halbherzig war.
Dann hatte ich erstmal die Nase voll und habe mich gelöscht. Die Typen die negativ waren hatten übrigens nie in mein Profil eine Bewertung geschrieben und ich auch nicht in das ihrige. Deshalb vermute ich fast, dass die Bewertungen bei Couchsurfing keine gute Basis für eine Einschätzung darstellen.
Jetzt nach längerer Pause dachte ich mir, dass ich es nochmal probieren möchte.
Zuerst meldeten sich 2 Russinnen. Dann stellte sich aber heraus, dass es nicht 2 sondern sogar 4 sind und das wäre zu viel für mich.
Dann meldete sich ein deutscher Student. Er ist gerade mein Couchsurfer. Ich finde ihn sympathisch. Fast so sehr wie den ersten Russen. Es ist toll mit ihm, weil die Kommunikation eigentlich sehr gut ist. Wir hatten tolle Gespräche. Eigentlich bin ich nicht mehr so die Nachteule und muss auch nicht jede Nacht auf Parties gehen oder so. Er scheinbar schon. Letzte Nacht bin ich ihm zu liebe, weil er es wollte, dann doch mit ihm ausgegangen, wie schon die Nach zuvor. Irgendwann um 6 wollte ich dann mal langsam nach hause, weil ich auch permanent von irgendwelchen Typen angebaggert wurde und es mir gereicht hat. Dann hat er selbst auch irgendeine kennengelernt und ich bin dann alleine nach Hause. Vielleicht bin ich wahnsinnig altmodisch oder spießig, aber so ganz optimal fand ich das jetzt nicht, weil wir nun schon späteren Nachmittag haben und ich keine Ahnung habe, was aus meinem Cuchsurfer geworden ist. Ich denke ich werde mit ihm nicht mehr ausgehen.
Und ich empfehle, dass man sich sehr genau überlegt, wen man als Gast aufnehmen möchte. 1-2 Nächte sind ausreichend. Ich würde mir keine Backpacker und Partyvolk mehr einladen wollen. Dass jetzt alle Männer die da rumreisen jede Frau belästigen möchte ich nicht glauben, auch wenn ich das teilweise erlebt habe. Couchsurfing ist toll, wenn man seine normalen Lebensgewohnheiten mit Fremden angleichen kann und von dem gegenseitigen sich austauschen im Idealfall profitiert.